Woran erkennt man engagierte Tauchlehrer?

So geschehen Anfang Juni auf einem Parkplatz, abends um 22 Uhr. Und bis es soweit war, dass der Kurs beginnen konnte, lud uns Gundula schon einmal ins Westbad ein, wo Matthias und ich erste Pressluft schnuppern und am Training teilnehmen durften. Als wir dann zwei Wochen später wieder zum Training erschienen, hatten wir nicht nur den Wasser-Nase-Reflex besiegt, sondern waren auch bereits immun gegen das Vereinsvirus, das wir uns beim Schnupfertauchen eingefangen hatten.

Als schließlich Ende Juni die fünf Teilnehmer für den Kurs feststanden (Julia, Uwe, Markus, Matthias und ich), begann die Diskussion um die Termine. Man einigte sich schließlich auf Mittwoch und Samstag, nur dass ich mittwochs keine Zeit hatte. Doch auch das sollte kein Problem darstellen, schließlich braten engagierte Tauchlehrer für ihre Schüler gerne auch mal eine Extrawurst. Also fror ich jeden Samstag gemeinsam mit den anderen im Donaubad, wobei Gundula und Volker nie vergaßen, mir auch noch die Übungen abzunehmen, die die anderen bereits mittwochs abgelegt hatten. Übungen wie die Rettung einer simulierenden Tauchlehrerin vom Grund, bei der sich ein männlicher Kursteilnehmer zwar nicht im Ton, dafür aber anderweitig vergriffen hatte.

Was die Theorie anging, waren wir uns schnell einig, dass wir selbst in der Lage seinen ein Buch zu lesen, was den Theorieunterricht auf ein allwöchentliches “Hat jemand Fragen zu den Kapiteln x, y?” beim Samstagsfrühstück reduzierte. Tatsächlich gab es kaum Fragen, was nicht nur an dem anschaulich geschriebenen Buch lag, sondern auch daran, dass nur selten jemand die geforderten Kapitel bis zu Ende gelesen hatte. Und als hätte sie es geahnt, wiederholte Gundula jedes Mal die wichtigsten Zusammenhänge für uns in Kurzform, oder testete uns mit kleinen Fragen und Übungen. In Bezug auf das Buch erwies es sich als effektiv, sich auf die Durchsicht des Fragenkataloges zu beschränken und nur bei Bedarf im Text nachzulesen. So hatten wir bis zur Prüfung zumindest alle die Fragen einmal durchgearbeitet. Geschrieben wurde die Prüfung schließlich nach Geschlechtern getrennt; die Männer mittwochs und für Julia und mich gab es einmal mehr einen Extratermin am Samstag. Und als ich meine Kreuzchen schließlich alleine setzte, durfte ich wieder etwas Neues über engagierte Tauchlehrer erfahren: Ihre Geduld scheint zwar unendlich, jedoch nur solange man den Extraterminen nicht unentschuldigt fernbleibt. Natürlich gab es trotzdem noch einen dritten Prüfungstermin, sie können eben einfach nicht anders.

Nachdem wir nun den Grundtauchschein in der Tasche hatten, ging’s für Uwe, Markus, Matthias und mich in den Gurrensee, wo wir statt Fließen endlich Fische zählen durften. Da wir zu Beginn jedoch fast nur Augen für unsere Tauchlehrer hatten, sahen wir außer dem, was sie uns an Algen, Muscheln und Fischen zeigten, nicht besonders viel. Vor allem aber an das eigene Finimeter verschwendete ich anfangs keinen Gedanken, so beschäftigt war ich damit, auch ja kein Zeichen zu verpassen und trotzdem alle Fische zu sehen.

Nachdem die anderen drei ihren Basic-Diver erreicht hatten und mir nur noch eine Übung fehlte, fuhren wir mit nach Österreich an den Plansee, was mich angesichts von 4° C Wassertemperatur auf 21 m Tiefe zwang, meine Definition von “kalt” neu zu überdenken. Die 10 min Schnorcheln mit DTG kamen im Anschluss an den ersten Tauchgang jedenfalls sehr gelegen um wieder aufzutauen. Auch lernte ich nach dem Tag am und im Plansee, den ich als dunkel, kahl und viel zu kalt beschreiben würde, den flachen aber lebendigen Gurrensee richtig zu schätzen.

Kaum war unsere erste Grundausbildung abgeschlossen, setzte sich Gundula nach Spanien ab und übertrug uns die vertrauensvolle Aufgabe, während ihrer Abwesenheit auf Volker aufzupassen und ihn zu beschäftigen. Pflichtschuldigst nahmen wir ihn fortan mindestens ein bis zwei Mal pro Woche mit zum Tauchen, wobei uns Christian, Lena, Markus und Ute aus dem Frühjahrstauchkurs tatkräftig beim sogenannten Volker-Sitting unterstützten. Gemeinsam nahmen wir alle acht das CMAS* – Brevet in Angriff, was Volker viel Zeit im oft kalten Wasser und vermutlich auch eine Menge Geduld kostete. Besonders der Aufstieg unter Wechselatmung wollte zu Beginn bei keinem von uns in angemessener Geschwindigkeit gelingen. So konnte sich Falk über den Anblick eines abgesackten Schülers freuen, der wie ein Käfer rücklings zappelnd im Kraut lag, während Volker sich in den meisten Fällen bemühte, unsere Aufstiegsgeschwindigkeit auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Einen etwas gequält klingenden Laut konnten wir ihm dennoch erst beim anschließenden Abschleppen entlocken, als wir das Fassungsvermögen seines Master-Jackets bis auf das letzte Millibar auszuschöpfen versuchten. Aber was wäre ein engagierter Tauchlehrer, wenn er einem solch kleine Anschläge auf seine Gesundheit ernsthaft übel nehmen würde. Stattdessen schob er Sonderschichten, damit wir unsere Brevets rechtzeitig bis zum Urlaub auf Bali, in Australien, oder einfach noch vor der Winterpause in Händen halten konnten.

Als Gundula schließlich wieder aus Spanien zurück war, kam auch sie trotz erster Schneeflocken noch einmal mit ihrem Nassanzug an den See geeilt, um das letzte noch ausstehende Brevet abzunehmen. (Das Beweisfoto hierfür kann bei der Verkehrspolizei eingesehen werden.) Bei dieser Gelegenheit tauchte sie auch einmal mehr geduldig hinterher, während ich im wahrsten Sinn des Wortes im Gurrensee meine Kreise zog. Und während ihre Lippen einen immer tieferen Blauton annahmen, stieß endlich auch der vierte Taucher zu uns, nachdem er nochmals nach Hause gefahren war, um sein vergessenes Jacket zu holen. Nur warum kam er nicht zu uns herunter, sondern kreiste wie ein Geier über uns? Lag es vielleicht an dem Bleigurt, der im Kofferraum seines Wagens lag? Also nochmal zurück, den Bleigurt holen…

Am Ende dieses Tauchganges stiegen drei dick eingepackte, durchgefrorene Frauen mit halb vollen Flaschen aus dem Wasser; und ein Mann, mit offenem Halbtrockenanzug, ohne Eisweste, Kopfhaube, oder Handschuhe, dafür aber mit hochrotem Kopf und fast leerer Flasche.

Sollte euch also auf der Autobahn einmal ein Autofahrer im Neoprenanzug begegnen, geht ihm einfach aus dem Weg – es ist nicht sein Tag und er hat es eilig!

 

 

Vielen Dank an alle, die mit uns getaucht sind, uns mit Luft versorgt, oder anderweitig geholfen haben. So hat es einfach Spaß gemacht.

Danke natürlich besonders an Volker und Dula für ihre Geduld und auch dafür, dass ich den Regler verkehrt herum in den Mund nehmen durfte – das wird mir kein zweites Mal passieren.