Viele sagen ja, das gefährlichste am Tauchen sei die Anfahrt mit dem Auto. So war es nur konsequent, dass uns Tauchlehrer Thomas Herbst beim Erste-Hilfe-Kurs am 23. November im Clubraum nicht nur Verhaltensregeln rund um den Tauchunfall mit auf den Weg gab, sondern auch fit machte für den richtigen Umgang mit anderen Notfallsituationen – ob im Straßenverkehr oder nach einem Herzinfarkt.
Profitieren konnten die rund zwanzig Teilnehmer besonders von der langjährigen Sanitäter-Erfahrung unseres Kursleiters, der uns deutlich vor Augen führte, wie wichtig eine schnelle und möglichst routinierte Notfallversorgung ist.
Und da hilft nur Üben, Üben, Üben. Ob beim korrekten Absetzen eines Notrufs (Rückfragen abwarten!), der Rettungskette, der Wiederbelebung über Herzdruckmassage und Reanimation (30:2), bei der Bergung eines verunfallten Tauchers oder Autofahrers – immer gilt: Wiederholung macht den Meister. Auf den mitgebrachten Decken wurden also nicht nur die Ambu-Männer ordentlich traktiert, sondern bei den Übungen zur stabilen Seitenlage auch der Tauchpartner und Vereinskollege mehr oder weniger fachgerecht flachgelegt. „Denkt dran, die Thoraxkompression muss von oben kommen, also bitte die Arme durchstrecken!“, mahnt Thomas. Dazu im Rhythmus von Stayin´ Alive den Brustkorb vier bis fünf Zentimeter tief eindrücken. Dass der ein oder andere dabei ins Schwitzen kam, lag wohl auch an der Vorstellung, dass man im Notfall die HLW-Maßnahme bis zum Eintreffen des Rettungswagen durchzuführen hat, und das kann eine Weile dauern. Im Ernstfall würde man dabei noch den Atem kontrollieren müssen und notfalls über Mund oder Nase beatmen. Unser Ambu-Mann jedenfalls ließ alles klaglos über sich ergehen, auch wenn beim Helfer-Wechsel gelegentlich die untere Gesichtshälfte abfiel.
Und selbst das später gezeigte britische Schockerfilmchen mit dem Frontalzusammenstoß eines PKW mit fünf jungen Mädels, die selbst beim Autofahren nicht vom Handy lassen können, wenn sie am Steuer sitzen, konnte uns den Appetit auf Pizza und Salat nicht verderben. War der Film Gottseidank zu Aufklärungszwecken nachgestellt – wenn auch ziemlich realistisch. Die Fotos von den offenen Knochenbrüchen dagegen waren echt, und wohl die meisten von uns wünschten sich wohl dabei, sowas nie in Wirklichkeit sehen, geschweige denn ersthelferisch behandeln zu müssen. Thomas trockener Kommentar: „Versorgt die offene Wunde mit einem Verband. Den Rest machen die Ärzte. Es sei denn ihr seid allein in der Wüste, dann dürft ihr auch schienen.“Schweißausbrüche gab es bei Einigen auch beim Hantieren mit dem Infusionsbeutel und der langen, ziemlich dicken Nadel. Doch Gottseidank wäre das Einführen der Nadel gleichfalls Arztsache.
Heiß diskutiert wurde dagegen der Tauchunfall. Was tun, wenn der Partner bei einem Deko-Tauchgang bewusstlos wird? Auch hier gilt zwar: Eigensicherung geht vor, aber wer vermag sich das wirklich vorzustellen, was er tun wird, wenn der Tauchpartner bewusstlos ist, nicht mehr atmet und sofort an die Oberfläche muss? Und das bei minutenlangen Deko-Zeiten? „Auf keinen Fall einen Deko-Unfall riskieren! Und keine nasse Rekompression, das ist viel zu gefährlich“, warnt Thomas. Weitaus einfacher zu behandeln waren dann Themen wie Erste Hilfe bei Prellungen, Verstauchungen, Hitzeschlag und Unterkühlung. Um vorbereitet zu sein auf den Ernstfall, gab es dann noch eine letzte Übung am Auto – das Bergen vom Fahrersitz. Und obwohl wir sicher einen der leichtesten Kursteilnehmer dafür ausgewählt hatten, fiel die Bergung über den Rautegriff dem ein oder anderen doch recht schwer. „Keine Angst. Im Notfall seid ihr vollgepumpt mit Adrenalin. Das verleiht Bärenkräfte“, beschwichtigt Thomas.
Ob uns das beruhigt? Auf jeden Fall haben wir viel gelernt, geübt und wiederholt. So ungefähr weiß jeder von uns schon, was zu tun ist im Notfall und das beruhigt sicherlich mehr.
Andrea