Nach langer, langer Zeit entschloss sich die Sporttauchergruppe ihre Tauchnovizen bei Meeresgott Neptun zur Tauchertaufe vorzustellen. Der Tauf-Antrag wurde direkt per Kurier ins Reich der Tiefe gesandt. Bis zum Schluss war nicht klar, ob er überhaupt erscheinen würde, war doch bekannt geworden, dass Neptun über die „unheilige Art“ der letztjährigen Brevetvergaben ungehalten war. Sollten die Neuen ja in SEIN Reich eintauchen! Dazu benötige es schließlich den Segen des Wassergottes! Am 09. Mai 2014 versammelten sich dann acht tapfere Tauchschüler und eine ungezählte Schar von Neugierigen zum ungewissen Event im Turm.
Kurz nach halb acht erfüllte plötzlich grausliche Musik und kühler Nebel die Hallen des Turmes und Neptun samt Dreizack erschien mit unansehlichen Schergen, nachdem die anwesende Schar mehrmals laut „Neptun erscheine! Neptun erscheine!“ gerufen hatte. Neptun, sichtlich schlecht gelaunt, begann sofort die anwesende Vereinsführung zu rügen. Worte wie „Blasphemie“ und „Wahnsucht“ erfüllten den Raum. Mit geneigtem Kopf verzogen sich die Angesprochenen in die hinteren Hallen. Dann wandte sich der Gott den Prüflingen zu, die vor ihm erzitterten (oder war doch nur etwas kalt), war doch mit soviel Schlechtlaune nicht zu rechnen gewesen. Gut informiert über die praktischen und theoretischen Prüfungsergebnisse wurden die Schüler mit ihren Unzulänglichkeiten konfrontiert. Um harten Bestrafungen zu entgehen mussten die Beschämten reichlich Abbitte leisten. Haifischzähne und Algenkraut, viel Glui-Glui und Fischkadaver stimmten den Gott allmählich gnädig. Nachdem die Schülerschaft entlassen war erschien gar eine schöne Wassernixe und erfüllte die Räume mit lieblichem Gesang. Neptun war zufrieden und tauchte fast unbemerkt wieder in die Tiefen.
Das Fest konnte beginnen. In den oberen Gemächern des Turmes waren leckere Speisen in Hülle und Fülle bereitgestellt und die Schar konnte sich reichlich laben. Gerstensaft und vergorene Trauben flossen dahin und Bilder aus der Vergangenheit schimmerten durch ein seltsames Fenster. Die Laune war prächtig mit gefülltem Wanst in geselliger Runde. Erst spät, sehr spät erloschen die Lichter des Turmes. War es doch wieder ein wunderbares Fest gewesen.
pg
Leider hat uns Neptun unter Androhung von strenger Strafe untersagt, Bilder der Taufe öffentlich darzustellen. Deshalb sei gesagt: Wer teilhaben möchte an so schauerlichem Akt muss persönlich erscheinen. Und es gilt wie immer: „Wärs verpasst hodd, hodd was verpasst!“